Studium ohne Abitur

Auch wenn viele Bürger meinen, dass zum Studieren zwingend der Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife benötigt wird, also das Abitur, besitzen muss, so ist diese Annahme ohne weitere Einschränkung in der Form falsch. Heutzutage ist es durchaus in der Praxis möglich, dass ein Studium ohne Abitur ebenfalls durchgeführt werden kann. Allerdings sind durchaus nicht alle zur Verfügung stehenden Studiengänge ohne Abitur zu absolvieren bzw. es hat auch die Wahl des Studienganges und die Wahl des Studienortes einen Einfluss darauf, ob man auch ohne Abitur studieren kann. Da aber im Allgemeinen der Trend ohnehin zu einer größeren Bedeutung der praktischen Berufserfahrung und etwas weg vom rein theoretischen Studium geht, werden die Regel der Studienzulassung allgemein eher etwas gelockert, sodass auch in dieser Hinsicht in verschiedenen Bereichen bereits ein Studium ohne Abitur möglich ist.

Seit März 2009 gibt es nun für alle Bundesländer einheitliche Voraussetzungen, die zu erfüllen sind, um auch ohne Abitur gleichwertig dem Studium mit Abitur studieren zu können. Dabei ist es jeweils im Grunde so, dass ein anderer Abschluss als gleichwertig mit der Allgemeinen Hochschulreife angesehen wird. Dazu zählen beispielsweise eine erfolgreich absolvierte Meisterprüfung im Bereich Handwerk, das Innehaben eines Fortbildungsabschlusses (nach §42 HwO) mit mindestens 400 absolvierten Unterrichtsstunden oder auch Abschlüsse an bestimmten Fachschulen berechtigen zum Studium ohne Abitur. Ohnehin konnte man auch bisher schon bestimmte Studiengänge ohne Abitur studieren, wenn man die Fachhochschulreife erreicht hatte, was in der Regel nach dem Ende der 12. Klasse auf einem Gymnasium der Fall gewesen ist. Eine fachgebundene Zugangsberechtigung zur Fachhochschule erhält man ebenfalls dann, wenn man eine mindestens zweijährige Berufsausbildung und zudem drei Jahre Berufserfahrung vorweisen kann. Allerdings muss Beides in einem Berufsbereich gewesen sein, der zum geplanten Studiengang „Affinität“ aufweist. Was bedeutet das konkret?

Hat man beispielsweise eine Berufsausbildung als Bankkaufmann und danach mindestens drei Jahre in der Bank gearbeitet, dann wäre das eine Voraussetzung, um zum Beispiel Volkswirtschaft oder Betriebswirtschaft zu studieren, da dieses Studium eine hohe Affinität zum Bereich Bank und Finanzwesen hat. Eine Berechtigung zum Studium von Medizin würde aber natürlich aufgrund der genannten Ausbildung und Praxiserfahrung zum Beispiel nicht bestehen. Unter den zuvor erwähnten Voraussetzungen kann man übrigens sowohl ein Studium „vor Ort“, also an einer Universität oder an einer Fachhochschule absolvieren, als auch natürlich in Form eines Fernstudiums an einer Fernuniversität. Das gilt auch für Angebote aus dem privaten Bereich, wo staatlich zugelassene Studiengänge angeboten werden, die ansonsten bisher ebenfalls mitunter das Abitur als Zulassungsvoraussetzung hatten. Zusammenfassend kann man zum Thema Studium ohne Abitur festhalten, dass es in Deutschland inzwischen einer nicht kleinen Gruppe von Bürgern möglich ist, auch ohne Abitur studieren zu können. Eine vorherige praktische Tätigkeit ist allerdings nach wie vor Voraussetzung, damit man ohne Abitur ein gleichwertiges Vollstudium absolvieren kann.