Vor- und Nachteile durch das Zentralabitur

In Deutschland ist die Prüfung zur Allgemeinen Hochschulreife, auch als Abitur bezeichnet, in Form eines so genannten Zentral Abiturs geregelt. Das bedeutet konkret, dass die Aufgaben für die Abiturprüfung nicht an jeder Schule einzeln ausgearbeitet werden, sondern von einer zentralen Kommission erarbeitet und ausgegeben werden. Das Zentralabitur bezieht sich jedoch nicht auf das gesamte Bundesgebiet, sondern nur auf den Bereich des jeweiligen Bundeslandes. Es ist also bisher keineswegs so, dass Schüler zum Beispiel in Bayern die gleichen Abituraufgaben bekommen wie in Mecklenburg-Vorpommern. Als erste Länder führten direkt nach Ende des 2. Weltkrieges Saarland und Bayern das Zentralabitur ein, heute ist dieses in 15 der 16 Bundesländer Standard, lediglich in Rheinland-Pfalz gibt es nach wie vor ein dezentrales Abitur. Grundsätzlich ist das Zentralabitur bis heute heiß diskutiert und in vielen Ländern auch nach wie vor umstritten, denn nicht wenige Pädagogen und Experten bezweifeln die Vorteile des Zentralabiturs gegenüber einer dezentralen Abiturprüfung.

Was sind also die Vor- und Nachteile durch das Zentralabitur? Ein Vorteil des Zentralabiturs ist sicherlich zunächst einmal, dass alle Abiturienten bzw. an der Abiturprüfung teilnehmende Schüler eines Bundeslandes die gleichen Aufgaben im Rahmen der zu absolvierenden Abiturprüfung gestellt bekommen. Es soll also Gleichheit und Transparenz gewährleistet werden, sodass man als Schüler keinen Nachteil dadurch hat, dass man vielleicht an einer Schule Abitur macht, wo besonders schwere Aufgaben gestellt werden, während an der Schule im Nachbarort vielleicht deutlich leichtere Prüfungen zu bewältigen sind. Durch das Zentralabitur kann ebenfalls vermieden werden, dass Lehrer im Rahmen ihres Ermessensspielraums die Schüler detailliert auf die Abituraufgaben vorbereiten können, was bei einem dezentralen Abitur deutlich leichter möglich ist, weil die Aufgaben dort von den Lehrern selber erarbeitet werden. Ferner ist natürlich auch die Vergleichbarkeit des Abiturs – zumindest innerhalb eines Bundeslandes – größer, als wenn jede Schule praktisch ihr eigenes Abitur mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden „veranstalten“ würde.

Trotz dieser positiven Merkmale gibt es einige Kritikpunkte am Zentralabitur, die als Nachteil ausgelegt werden können. Vor allem wird am Zentralabitur bemängelt, dass zwar die Aufgaben zentral erarbeitet werden und damit jeder Schüler im Bundesland die gleiche Prüfung erhält, allerdings erfolgt die Bewertung der Ergebnisse noch immer dezentral, also von den jeweiligen Kursleitern an der Schule. Das ist zwar in manchen Fächern wie Mathematik oder auch Chemie nicht besonders problematisch, in anderen Fächern wie Deutsch oder Geschichte gibt es jedoch einen deutlich größeren Bewertungsspielraum. Im Klartext heißt das, es wird die ungleiche Bewertung kritisiert, sodass ein Schüler zum Beispiel bei einer Deutsch-Abiturprüfung vom Lehrer X eine Note „gut“ bekommen könnte, während der Lehrer Y die Prüfung nur mit der Note „befriedigend“ bewerten würde. Aber nicht nur die fehlende zentrale Bewertung wird kritisiert, sondern auch die unterschiedliche Vorbereitung auf die Abiturprüfung.